Drunken Sushi
Versierte Angler dürfen bei diesem Artikel ruhig ihre Nase rümpfen, aber ich möchte das Thema von meiner Seite beleuchten. Als Anfänger. Als Koch. Und natürlich mit Gin.
Bei meiner Reise zu den Kapverden wollte ich auf alle Eventualitäten vorbereitet sein. Und natürlich könnte es im, Notfall möglich sein, ohne Lebensmittel irgendwo zwischen den Kanaren und den Kapverden herumzugondeln, ohne weitere Möglichkeit sich unterwegs mit Nahrung einzudecken. Aus diesem Grund habe ich mir vor Reisebeginn eine handelsübliche Anglerausrüstung für Anfänger unter 180 Euro, bestehend aus Rute, Garn, und verschiedenen Ködern zugelegt. Der Verkäufer war sehr freundlich und milde mit einem Rookie wie mir.
Drunken Sushi
Im Prinzip habe ich gelernt, dass Fischen am Schiff zu den einfacheren Dingen gehört. So reicht es eine Angelschnur mit gewichteten Ködern einfach nachzuziehen, nicht einmal eine Rute ist unbedingt notwendig. "Trawlen" nennen das die Fortgeschrittenen. "Achtung bei engen Manövern" nenne ich das. Sonst ist der einzige Fisch, den du fängst, das Ruderblatt, oder - nicht weniger unschmackhaft, die Schiffsschraube.
Je unruhiger die See, desto eher beißt der Fisch nicht unweit der Oberfläche. Man braucht nicht einmal eine Rute, sie macht das Einholen des Fanges etwas komfortabler. Auch ein Stück breiteres Holz an dem die Angelschnur umwickeln kann, ist in Kombination mit Segelhandschuhen ähnlich effektiv. Vorsicht ist geboten, wenn man zwei Angelschnüre verwendet. Die könnten sich auf der Fahrt in die Quere kommen, und das entwisten ist wirklich zeitaufwendig. Na gut, Zeit hat man ja bei einer Überstellung.
Aber was dann?
Nun verfügt die "10in2" über eine Badeplattform, die in solchen Fällen ganz praktisch ist. So kann man das Töten und ausnehmen des Fisches vom Cockpit auslagern, denn mitunter kann das eine ganz schön schmutzige Sache sein. Nicht wenige Crewmitglieder mühten sich mit größeren Fischen ab, weil sie nun mal zappeln, sich bewegen (der Fisch, nicht das Crewmitglied) und dadurch auch so manchen Fänger gleich mit in Gefahr brachten, über Bord zu gehen. Seither gilt bei mir das Prinzip, dass der Fischer an der Badeplattform mit Lifeline und Rettungsweste gesichert sein muss.
In einem Törnführer habe ich gelesen, dass der Fisch sich durch hochprozentigen Alkohol in die Kiemen gegossen "human" töten lässt. Wer dies jedoch näher recherchiert findet heraus, dass der Alkohol die Kiemen verätzt, und der Fisch dadurch erstickt. Nun ist sich zwar die Wissenschaft uneinig, ob Fische überhaupt über ein Schmerzempfinden verfügen oder nicht, aber am liebsten würde ich aber hier jede Eventualität ausschließen.
Make it drunken bevor...
Was passiert aber wenn man dem Fisch Gin in den Mund einflößt? Genau das habe ich mehrmals probiert und damit wirklich gute Erfahrungen gemacht. Gin hat keinen Eigengeschmack und man merkt davon beim Verzehr nichts - und Gin haben die meisten Segler ohnehin immer an Bord, ODER?
Mise en place mit Gin
Wenn nun ein Fisch anbeißt, und sich unser Bord-Fischer um das Einholen der Schnur bemüht, besorgt eine zweite Person:
- Die Pütz,
- ein scharfes Messer,
- ein Schneidbrett mit feuchtem Wettex darunter (so rutscht das Brett nicht),
- Küchenrolle,
- Fischhaken und natürlich eine
- Flasche Gin.
Wird der zappelnde Fisch nun bis an die Badeplattform gezogen, so leert man diesem bei erster Gelegenheit gut ein viertel Liter Gin ins Maul. Darauf wird der Fisch ruhig und wirkt seeeeehr entspannt. Ich nehme an, er ist dann betrunken. Ich jedenfalls wäre es.
Angler und Fisch sind nun ziemlich stressbefreit. Es ist ein Leichtes den Gin-beruhigten Fisch an Bord zu holen, aufs Brett zu legen und mit einem scharfen Schnitt zu töten. Mit dem Messerrücken wird dann der Fisch entschuppt, und ausgenommen.
Anschließend vom Kopf befreit und von der Flosse ausgehend filetiert. Die Badeplattform wird anschließend mit der Pütz oder der Außendusche gereinigt.
Die Filets kurz wässern, mit Salz würzen, mit der Hautseite in Mehl legen und mit dieser Seite im mittel-heißen Olivenöl braten. Am besten gar nicht wenden. Ein paar rohe, kleine Erdäpfelwürferl dazu und schließlich mit der knusprigen Seite nach oben anrichten.
Ich selbst werde aus anderen Gründen nicht mehr angeln, aber so mancher meiner Crewgäste verwendet nun nebst Angel immer auch eine Flasche Gin.
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Erwin Haas |