Nachtfahrt

Zu den Vorbereitungen einer Nachtfahrt:
1) Wachplan
2) Ausrüstung: Lifeline, Rettungsweste, Strecktaue, Stirn- oder Taschenlampe, Taschenmesser, Personal Epirb, Satellitentelefon oder Wasserfestes Handfunki, Entsprechende Kleidung, Logbuch, Fernglas
3) Tee/Kaffee oder Suppe in Thermoskane, Snacks

1) Wachplan
Ich hatte auf meinen Törns Nachtfahrt-Erfahrungen mit unterschiedlicher Crewanzahl; von zwei bis acht Mitglieder. Daraus entwickelte sich folgender Wach-Plan, der sich für mich und meine Crews am Besten herausstellte. Da Menschen unterschiedliche Bedürfnisse haben, wurde tagsüber auf Planungs-Einteilungen verzichtet, sodass sich die unterschiedlichen Schlaf- und Erholbedürfnisse hier ausgleichen konnten und bin damit immer gut gefahren, pardon gesegelt. 

a) Drei Personen
Gehen wir zunächst von drei Personen; A, B, C aus, die jeweils alleine ihre Schicht bestreiten. 
Die erste Schicht beginnt mit Sonnenuntergang im Bsp. ca. 20:00. Bei Manövern, oder anderen Problemen, die zwei Personen erfordern, wird immer der nächste aus der Liste kurz geweckt und zur Unterstützung geholt.

Der jeweilige Wachführer beginnt seinen Dienstantritt mit einem Logbucheintrag; Wachwechsel, Positionsbestimmung usw. und ist 15 Min vor Dienstende auch für das Wecken und die Übergabe an den Nächsten verantwortlich. So vermeidet man störende Weckalarme an Bord, oder auch den Stress der Schlafenden den Alarm zu überhören. Zu den weiteren Aufgaben gehören der alle 15 Minuten (je nach Situation auch öfters) getätigte Rundumblick und die Erfassung und Bewerkstelligung aller, für die Fahrt notwendigen Aufgaben.

20:00 - 23:00 A
23:00 - 02:00 B
02:00 - 04:00 C
04:00 - 06:00 A
06:00 - 09:00 B
09:00 - 12:00 C

Am nächsten Tag rutschen die Buchstaben einfach um eine Stelle weiter, sodass über die Nächte verteilt jeder in den Genuss jeder Schicht kommt.

b) Vier und mehr Personen
Wenn die Crew aus mehr als drei Personen besteht, teile ich zunächst die drei erfahrensten SeglerInnen als Wachführer (Achtung Segelschein ist Voraussetzung) A, B, C ein und teile ihnen die weiteren weniger erfahrenen Mitglieder als Rudergänger (Segelschein ist nicht Voraussetzung) zu. Die Teams ändern sich dann zumeist auch nicht und können sich so über die Zeit aufeinander einstellen.

c) Bei mehr als 7 Personen gibt es ein zusätzliches Team D und damit kürzere Intervalle.

20:00 - 22:00 A
22:00 - 00:00 B
00:00 - 02:00 C
02:00 - 06:00 D
06:00 - 08:00 A
08:00 - 10:00 B
10:00 - 12:00 C

In diesen Fällen bin ich als Skipper Springer und werde nur bei definierten Aufgaben oder auftretenden Problemen geholt. Diese sollten jedoch im Vorfeld besprochen werden, damit die Crew ein Gefühl entwickeln kann, was die Anwesenheit des Skipper erfordert und was nicht.

Nachtfahrt

Folgendes gibt es zu aus rechtlicher Sicht zu bedenken: Der Wachführer trägt während seiner Schicht über eine durchaus vergleichbare Verantwortung wie der Skipper. Er muss befugt sein das Schiff während seiner Schicht zu führen (Segelschein) und sollte idealerweise über eine abgeschlossene Skipperhaftpflichtversicherung verfügen. Der Rudergänger ist frei von jeder Verantwortung und übt unter Aufsicht des Wachführers übertragene Aufgaben aus. Der Rudergänger muss über keinen Segelschein oder Versicherung verfügen, kann aber auch nicht, selbst für fehlerhaftes Verhalten verantwortlich gemacht werden.

d) Bei zwei Personen
Auf der letzten Etappe von den Kanaren zu den Kapverden waren wir für acht Tage zu Zweit an Bord. Wir kamen überein ohne Stunden-Wachplan zu segeln. Das gestaltete sich so, dass jede Nacht abwechselnd einer von uns mit Sonnenuntergang als Wachführer in Charge war, und zwar solange er konnte. Zumeist waren das zwischen eine und drei Stunden. Bei den ersten Ermüdungs- bzw. Konzentrationsschwierigkeiten wurde abgewechselt. Das macht insofern Sinn, als die Konzentrationsfähigkeit für die Sicherheit immer höher bewertet werden muss, als das gegenseitige Aufrechnen von einzelnen Stunden.

2) Ausrüstung
Neben der oben angeführten Ausrüstung war unser AIS neben dem obligatorischen Rundumblick eine gute Hilfe Übersicht zu behalten. Ist eine Person alleine an Deck war "Einpicken per Sorgleine" auch im Cockpit Pflicht. Bei zwei Personen während einer Schicht nur dann, wenn man das Cockpit verlassen musste um zum Beispiel Aufgaben am Deck zu verrichten. Eine gewissenhafte Sicherheitseinweisung, von Handhabung der Rettungswesten bis zur Bedienung der MOB Taste oder des Epirbs setze ich hier voraus.

3) Tee, Snacks usw...
Am besten werden diese Dinge schon Abends in Thermoskannen und Tupperware für die jeweilige Nachtfahrt zugriffsbereit vorbereitet. So kann jeder Wachführer oder Rudergänger schnell darauf zugreifen, ohne lange dafür in der Pantry stehen zu müssen, und kann somit seiner Aufsichtspflicht am besten nachkommen.

Bedenkt man diese Punkte stehen einer erfolgreichen und schönen Nachtfahrt, bei Schönwetter und Mondschein nichts mehr im Weg.