Segel flicken DIY
Bereits auf meinen ersten hundert Seemeilen als hungrige Neuskipperin habe ich gemerkt, wie anfällig eigentlich Segel sind. Sonneneinstrahlung und das Flattern der Segel bei Manövern oder sich ändernden Windverhältnissen bedeuten den schleichenden Tod für unser teures und geschätztes Segeltuch. Der Begriff der "killenden" Segel kommt daher nicht von ungefähr.
Besonders bei Charterbooten kann es schnell passieren, dass die schwächste Stelle im Glied der Segel reißt, wenn das Material alt ist: Die Nähte. Es ist bedauerlich (das weiß ich aus eigener Erfahrung), wenn man dadurch zum Stützpunkt zurückschippern muss um hoffentlich eine schnelle Reparatur zu bekommen.
Als Skipperin habe ich bereits aufgegangene Nähte, als Crewmitglied auch mehrere Segelrisse miterlebt, die unsere Törns und Urlaubsplanung leider sehr beeinflusst haben. Mehr noch als der Zeitverlust hat mich in dieser Situation gestört, dass ich auf fremde Hilfe angewiesen war – kleine Schäden sollte man doch auch selbst in den Griff bekommen können? Also wollte ich in das Handwerk des Segelmachers hineinschnuppern.. Aber Tutorials auf dem Gebiet sind rar - zumindest, als ich danach recherchierte -, deswegen will ich hier eine einfache Anleitung für einfache Ausbesserungsarbeiten zur Verfügung stellen. Nähte per Hand nachnähen oder auch kleine Risse reparieren – das alles ist in einigen Stunden Arbeit erledigt und nicht zwingend ein Grund, seine Reiseroute in Richtung Charterstützpunkt zu ändern.
Als Skipperin habe ich bereits aufgegangene Nähte, als Crewmitglied auch mehrere Segelrisse miterlebt, die unsere Törns und Urlaubsplanung leider sehr beeinflusst haben. Mehr noch als der Zeitverlust hat mich in dieser Situation gestört, dass ich auf fremde Hilfe angewiesen war – kleine Schäden sollte man doch auch selbst in den Griff bekommen können? Also wollte ich in das Handwerk des Segelmachers hineinschnuppern.. Aber Tutorials auf dem Gebiet sind rar - zumindest, als ich danach recherchierte -, deswegen will ich hier eine einfache Anleitung für einfache Ausbesserungsarbeiten zur Verfügung stellen. Nähte per Hand nachnähen oder auch kleine Risse reparieren – das alles ist in einigen Stunden Arbeit erledigt und nicht zwingend ein Grund, seine Reiseroute in Richtung Charterstützpunkt zu ändern.
Die Handnähahle
Wer für kleinere Segelreparaturen gut gewappnet sein möchte, der ist mit einer Handnähahle gut beraten. Eine US-amerikanische Firma nennt ihr Produkt flott und schick „Speedysticher“. Wer schon einmal mit anderen, dicken Stoffen wie Leder gearbeitet hat, der kennt dieses praktische Werkzeug vermutlich bereits. Aber es gibt auch andere Marken, wie den Handnähapparat/Nähahle von Langlauf Schuhbedarf. Ich habe beide Modelle getestet. Letzteres Gerät ist preislich etwas günstiger – auch was die Nadeln angeht. Und Nadeln sollte man sich auf einen Törn genug mitnehmen – denn diese gehen in der Hitze des Gefechts schon einmal kaputt. Ersatz ist unterwegs schwer zu beschaffen und erfahrungsgemäß eher teuer.
Der gute alte Segelmacherhandschuh
Wer es traditionell haben möchte, kann sich natürlich auch einen Seglelmacherhandschuh zulegen. Die Metallplatte zwischen Daumen und Zeigefinger dient als Fingerhut. So kann man die Nadel durch das feste Segeltuch durchstoßen. In der Praxis mit diesem Werkzeug hatte ich jedoch des Öfteren Angst, abzurutschen, wenn das Material zu dick war und ich viel Kraft aufwenden musste. Ich will mir nicht vorstellen, das Ende der Nadel mit dem Öhr in oder durch die Hand zu rammen… Ist mir aber zum Glück nicht passiert. Bei sehr festem Material (ich habe auch mit anderen Materialien mit dieser Technik genäht) musste ich auch eine Zange zu Hilfe nehmen, um die Nadel durch festen Stoff zu fädeln. Aber vielleicht fehlt mir einfach nur die Kraft oder das Geschick eines echten Segelmachers, um damit effektiv arbeiten zu können. Ich werde sicher wieder einmal die Gelegenheit bekommen, es wieder einmal zu verwenden.
Ich habe einen „Fall“ dokumentiert, bei dem das Segel beim Vorliek bei einem Beschlag gerissen ist. Wir waren gerade unterwegs, das Boot auf die Kapverden zu überstellen und wollten keine Zeit und Geld investieren, um einen Segelmacher aufzusuchen. Wäre es nicht Erwins Schiff gewesen, hätten wir wohl die Charterfirma darüber informiert, dass wir selber Hand anlegen. Auch wenn bei Überstellungen im Regelfall ein Segelreparaturkit mitgegeben wird, würde ich Absprache darüber halten, ob man selber reparieren darf um späteren Ärger mit Charterfirma oder Eigner zu vermeiden.
An der gerissenen Stelle, die wir repariert haben, schlägt das Segel beim Setzen und Bergen ganz besonders wild. An der Kante einer Segellatte wurde das Material ganz besonders beansprucht. Am L-förmigen Riss sah das mastseitige Ende bereits hervor. Die Latte hätte beim Segelsetzen oder – bergen noch weiter nach vorne rutschen und in weiterer Folge beim Schlagen des Segels brechen können. Mit einem kleinen Segelflicken sollte sich das jedoch vermeiden lassen. Etwas problematisch war jedoch, dass das Segel unmittelbar beim Plastikbeschlag aufgerissen war. Deshalb war ich unsicher, ob die Naht hier nicht wieder aufplatzen würde – eine Sorge, die sich rund 1.5 Jahre später als unbegründet herausstellen sollte.
Die Vorgangsweise ist wie folgt: Man fädelt den Faden aus der gut befüllten Spule gemäß Anleitung durch den Griff und dann die Nadel. Dabei achtet man am Besten gleich die Fädelrichtung – die Rille in der Nadel ist entscheidend (falls vorhanden). Der Faden verläuft von der Spule über den Griff auf kürzestem Weg zur Nadel in die Rille. Dann erst durch das Nadelöhr. Das ist entscheidend, weil sich sonst später beim Nähen eine Schlaufe auf der falschen Stelle der Nadel bilden kann. Die Länge des Fadens, der lose von der Nadel hängt, sollte etwa die doppelte bis dreifache Länge der Naht betragen.
Danach wird der selbstklebende Segelflicken eine vernünftige zugeschnitten. Je nachdem, wie sehr der Riss ausgefranst ist empfehlen sich 2 – 3 Zentimeter Überlappung. Der Riss wird komplett von dem Flicken auf beiden Seiten des Tuchs überklebt. Die Kanten des rechteckigen Flickens runden wir ab, damit sich die Ecken nicht so leicht lösen können.
Anschließend wird der Flicken auf die aufgerissene Stelle geklebt. Ich habe den Flicken etwas größer gewählt, um damit die beanspruchte Stelle zu verstärken und eine zusätzliche Lage zu schützen.
Nun folgt der erste Stich – Nadel bis zum Anschlag rein und zurückziehen. Bei der Schlaufe, die sich bildet, zieht man das lose Ende heraus. Das ist unser Unterfaden. Die Nadel wieder aus dem Tuch ziehen.
Nun setzen wir den nächsten Stich Um einen Zickzack-Linie zu formen, stechen wir seitlich und entweder nach unten oder oben versetzt an und stecken wieder durch den Flicken. Wenn wir die Nadel nun zurückziehen, bildet sich eine Schlaufe. (Aufpassen, dass nicht die Rille auf der Seite der Schlaufe ist!) Durch diese wird der Unterfaden gefädelt.
Unter gleichmäßigen Zug auf beiden Seiten des Ober- und Unterfadens ziehen wir die Nadel wieder durch. Im besten Fall befindet sich der Knoten genau in der Mitte des Segels, sodass er auf keiner Seite zu sehen ist. Nun für jeden Stich wiederholen: Wir stechen in das nächste Loch, ziehen die Nadel zurück, es bildet sich eine Schlaufe…
Am Ende mache ich einen Rückwärtsstich und fädele den Unterfaden mehrmals durch die Schlaufe durch. Nadel zurückziehen, gegebenenfalls noch ein Rückwärtsstich mit gleicher Prozedur, und fertig.
Nach etwa zwei Stunden in der glühenden spanischen Sonne ist es vollbracht: Meine erste Segelreparatur mit einem selbstklebenden Segelflicken.
Zu zweit geht es noch schneller und bequemer als alleine: Einer sticht mit der Handnähahle durch das Segel und zieht sie ein wenig zurück, der andere fädelt den Unterfaden auf der anderen Seite durch.
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Miriam Krammer |