Sex an Bord
Das absolute Tabuthema beim Segeln (und sonst natürlich auch).
Sex auf der Segelyacht. Geht das überhaupt? (Hey, und wenn ja, wie?).
Nachdem ich als Skipper schon vielen verschiedenen Kundengruppen begegnet bin, wage ich mich an dieses schlüpfrige Thema behutsam und maritim heran. Da waren auf diversen Törns Familien am Boot, Singles, Jüngere, Ältere, Paare, Maturanten und natürlich hänge ich selbst mit meiner Partnerin die eine oder andere Woche an Bord ab. Und wenn Trump den nationalen Notstand ausrufen kann, kann ich doch darüber schreiben, oder?
Zunächst einmal sind Gelegenheiten anders als bei anderen Urlauben rar und sehr von den äußeren Umweltbedienungen abhängig. Bei stürmischeren Seegang mag zwar das Schaukeln des Schiffs die geplanten Bewegungen des liebesfrohen Duetts durchaus unterstützen, aber glaubt mir, unter Deck wird bei ruppigem Wetter auch erfahrenen Seglern schnell mal übel, und ein hochkommendes Frühstück unterstützt das leidenschaftliche Miteinander nur sehr, sehr eingeschränkt.
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Anders verhält es sich bei ruhiger See, sommerlichen Wetterbedienungen und vielleicht auch noch der untergehenden Sonne, die romantische Gedanken und Gefühle in lichte Höhen versetzt...
...wären da nicht auch noch 4-6 zumeist weitere männliche Crewmitglieder, denen außer dem perfekten Sundowner-Instagramselfie, dem Abendessen oder dem 100sten Manöverschluckerl nichts und niemand heilig ist. Erst recht nicht wenn die Single sind, du aber dummerweise nicht.
Wie überhaupt an Bord die dünngesäten Orte für ein erotischen Techtlmechtl zumeist nur über sehr dünne Wände getrennt sind und nach einer gesunden Portion Exhibitionismus verlangen. Lauteres Atmen kann da schon mal deftig auffallen und der so alarmierte Skipper ist bereits mit dem Medizinkoffer am Weg, um den "drohenden" Herzinfarkt zweier Crewmitgliedern auf Babyproduktion zuvorzukommen. Ich hatte allerdings auch schon jüngere Erwachsene an Bord, denen genau das vollkommen wurscht war. Und zu ihrer großen Freude waren sie dann auch die restlichen Tage Gesprächsthema No1, natürlich vor allem in ihrer Abwesenheit. Kicher, Kicher.
yeah sex is cool but have you ever been sailing?
— jude ₇ (@toursettos) February 12, 2019
Auch bieten die baulichen Eigenschaften der Kojen einer handelsüblichen 45er recht wenig Raum für einen kamasutraähnlichen Umgang miteinander. Einzig die Bugkabine lässt durch ihre Höhe etwas ähnliches wie Wellenreiten (um maritim zu bleiben) zu. Die Pantry hätte zwar genügend Platz, aber auch soviel Intimsphäre wie ein Wohnzimmer, am 24.12. wenn neben Kinder und Freunden Oma und Opa anwesend sind. Also kein Sex am Segelschiff?
Na zumindest kein allzu wilder. Möget ihr andere Erfahrungen gemacht haben, könnt ihr mich gerne "privat" anschreiben...
Endlich eine Gelegenheit
Bei Überführungen, in denen auch in der Nacht gesegelt oder per Motor gereist wird, bietet die gemeinsame Nachtwache eine gute Gelegenheit und vor allem: eine schlafende Restcrew.
Bei kühleren Temperaturen stehen hier eigentlich nur
• die etwas umständliche Handhabung des Ölzeugs,
• die Lifeline sowie
• die automatische Rettungsweste im Weg.
Gummistiefel kann man natürlich auch als sexy empfinden, Quickie wird das aber dann selten.
Praktischerweise kann man aber den 15 Minütigen Rundumblick und gelegentliches Checken des Kartenplotters in das gemeinsame Liebesspiel einbauen, so es bei Ihnen länger, als jene im deutschsprachigen Raum durchschnittlichen 4,5 Minuten dauert. Keine Sorge; die Spuren der Griffe des Cockpittisches an der zarten, salzwasserzerschlissenen Haut verschwinden allmählich mit der Zeit. Von einer diesbezüglichen Eintragung ins Logbuch ist ohnehin abzuraten.
Auch ein Landgang der Restcrew unterstützt durch ein begeistertes: "Wir passen inzwischen auf den Anker und das Boot auf!" sind eine gute Gelegenheit für diverse Aktivitäten. Wie zum Beispiel auf den Anker, oder das Boot aufzupassen. Und aus zahlreichen FB Kommentaren weiß ich nun: Ist Wäsche an der Reeling aufgehängt, gilt das als Zeichen für die Landgänger dem Boot fern zu bleiben. Ich werde nie wieder aufgehängte Wäsche bei Booten als "unschuldigen Zufall" sehen können.
Als ich übrigens meiner damaligen Partnerin den Beitrag zum lesen zeigen wollte, meinte sie nur, dass sie Migräne hätte und jetzt nicht den Kopf für solche Geschichten.
Und das, liebe Leser, könnte ihnen auf einem Boot genauso passieren.
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Erwin Haas |